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Bildung für einen fairen Start ins Leben

© Caritas

„Die kleine Mila* springt fröhlich um mich herum, während ich den spielenden und schreienden Kindern im Zentrum lächelnd zuschaue. Sie gibt mir ihr Plüschtier und erzählt seine Geschichte in fließendem Bulgarisch. Mila ist ein heiteres, lebhaftes, intelligentes und kommunikatives fünfjähriges Mädchen, das vor einem Jahr, als es zum ersten Mal das Zentrum betrat, kaum ein Wort Bulgarisch konnte“, erzählt Laura Gyurova, Mitglied der H. Stepic CEE Charity, über ihren Besuch im Tageszentrum in Fakulteta, einer extrem armen Roma-Siedlung im Osten Sofias, nur ein paar Kilometer vom Zentrum der bulgarischen Hauptstadt entfernt.

In Banya, Kuklen, Malko Tarnovo und Sofia unterstützt die Charity vier Tageszentren der Caritas, die rund 200 Kinder verschiedener Altersgruppen in sozialer, gesundheitlicher, psychologischer und pädagogischer Hinsicht betreuen. Sie alle eint ein schlimmes Schicksal. Allzu oft haben die Kinder nur einen Elternteil, oder ihre Eltern sind arbeitslos und alkoholsüchtig. In vielen Fällen waren die Eltern mit ihren Kindern im Ausland, um der Armut zu entfliehen. Meist besuchen die Kinder dort mangels Sprachkenntnissen keine Schule und haben nach ihrer Rückkehr dementsprechende Defizite und müssen Schuljahre nachholen.

Ein Großteil der Roma-Kinder sprechen unzureichend Bulgarisch und stößen somit schon allein aus diesem Grund auf erhebliche Schwierigkeiten bei der Integration ins Bildungssystem und in die Gesellschaft. Ihr Herausfallen aus dem Bildungssystem steht praktisch von vornherein fest, bevor sie überhaupt richtig damit in Kontakt gekommen sind. Hier kommen die Tageszentren ins Spiel, indem sie durch Bulgarischunterricht und die Vermittlung von sozialen Kompetenzen gezielt am Ausgleich der Bildungslücken und an den sonstigen Defiziten der Kinder arbeiten. Die Schützlinge der Zentren bekommen auch gesunde warme Mahlzeiten und Zugang zu Hygieneartikeln und Sanitäranlagen, die die meisten von ihnen in ihren Siedlungen nicht zur Verfügung haben.

Die vier Tageszentren ergänzen mit ihrer bewährten Methode das Bildungssystem des Landes und arbeiten so langsam aber sicher an der Verringerung der Analphabetenrate. Durch die Betreuung und Ausbildung im Tageszentrum bekommen die Kinder selbst, und damit auch ihre Nachfolgegenerationen, die Chance, den Teufelskreis aus Not und Analphabetismus zu durchbrechen. Nur mit nachhaltiger Bildung, dem Hauptziel der Charity, wird diese Minderheitengruppe eine Beschäftigung finden und über der Armutsgrenze leben können.

* Name aus Datenschutzgründen geändert.